Die Imkerei im Jahresverlauf
Das Bienenjahr beginnt meist Ende Februar mit einer ersten Durchsicht. Der Imker verschafft sich einen Überblick, wie die Völker durch den Winter gekommen sind bzw. welche Völker einen starken und welche einen schwachen Eindruck machen. Zur Kontrolle des Gesundheitszustandes der Völker gehört auch, dass im März Futterkranzproben entnommen werden: Futter, das die Bienen am Rand des Brutnestes eingelagert haben, wird im Labor auf Sporen der Amerikanischen Faulbrut untersucht. Sind die Völker nachweislich frei von dieser ansteckenden Bienenkrankheit, werden ihnen Gesundheitszeugnisse ausgestellt, die das Wandern an andere Standorte erlauben.
Das Wandern beginnt im April. Wenn der Raps anfängt zu blühen, werden die Völker an sorgfältig ausgewählte Standorte in ökologisch bewirtschafteten Rapsfeldern gebracht. Auf die Bruträume werden nun Honigräume aufgesetzt. Ein Absperrgitter verhindert, dass die Königin Zugang zum Honigraum hat – so wird gewährleistet, dass die Waben des Honigraumes nicht zur Aufzucht von Brut, sondern nur für das Einlagern von Honig genutzt werden.
Ab Ende April müssen alle Völker wöchentlich kontrolliert werden, weil der Schwarmtrieb der Bienen einsetzt. Die Bienen bauen nun Weiselzellen, in denen neue Königinnen herangezogen werden. Wenn eine dieser Königinnen schlüpft, verlässt die alte Königin in Begleitung von Zehntausenden von Arbeiterinnen den Stock, um eine neue Behausung zu finden. Durch diesen Verlust an Bienenmasse produzieren geschwärmte Völker erheblich weniger Honig – der Imker versucht also, das Schwärmen möglichst zu verhindern. Dafür werden bei der Kontrolle die Weiselzellen herausgebrochen, bevor eine Königin schlüpfen kann. Um den Schwarmtrieb zu verringern, können die Völker auch geschröpft werden, das heißt, es werden gezielt Bienen und Brut entnommen. Aus diesen können dann sogenannte Ableger gebildet werden.
Neben den laufenden Schwarmkontrollen wird im Mai der Rapshonig geerntet. Die Honigräume werden von den verschiedenen Standorten eingesammelt und in die Imkerei gebracht. Dort werden die Waben entdeckelt und der Honig wird mittels Zentrifugalkraft herausgeschleudert. Nach dem Rapshonig ist dann im Juni die Ernte des Frühjahrshonigs an der Reihe. Danach werden einige Völker ins Havelland in Brandenburg gebracht, weil es dort ausreichend große Bestände von Robinien gibt, die nun anfangen zu blühen. Ist der Robinienhonig geerntet, werden als nächstes Standorte mit Linden angewandert.
Im Juni bzw. Juli kann mit der Bildung von Jungvölkern begonnen werden. Die wöchentlichen Schwarmkontrollen sind ab dem Juli nicht mehr notwendig, weil der natürliche Schwarmtrieb der Bienen saisonal bedingt nachlässt. Nun kann noch der Sonnenblumenhonig und Anfang August der Sommerhonig geerntet werden, dann ist die Honigernte für das Jahr vorbei. Die Bienen produzieren zwar noch weiteren Honig aus Nektar von Springkraut, Efeu und verschiedenen Ackergründüngungspflanzen (z. B. Senf, Ölrettich und Phacelia), diesen Honig behalten sie aber als Vorrat für den Winter. Zusätzlich werden sie mit Zuckerwasser aus Bioland-Rübenzucker zugefüttert.
Nun beginnt die Behandlung der Völker gegen die Varroa-Milbe. Dafür wird Ameisensäure im Bienenstock verdunstet. Bei Bedarf wird im September noch ein zweites Mal behandelt. Diese Gesundheitsmaßnahmen bilden den Grundstein für den Ertrag des Folgejahres.
Im Oktober werden die Völker noch einmal abschließend kontrolliert. Bei Bedarf bekommen sie noch eine letzte Futtergabe. Danach werden sie erst einmal in Ruhe gelassen. Bei kälteren Temperaturen stellt die Königin die Bruttätigkeit ein. Die Bienen bilden eine sogenannte Wintertraube, drängen sich also dicht zusammen und halten sich durch diese Nähe und durch Muskelbewegungen warm. Weil nun keine Sammelflüge mehr stattfinden und die Bienen daher deutlich weniger aktiv sind, leben Winterbienen erheblich länger als Sommerbienen (mehrere Monate statt etwa sechs Wochen). So ist gewährleistet, dass im Frühjahr, wenn die erste neue Brut gepflegt werden muss, noch genügend Bienen zur Verfügung stehen.
Ende Dezember steht eine letzte Behandlung mit Oxalsäure gegen die Varroa-Milbe auf dem Programm. Die Säure wirkt nicht gegen Milben in verdeckelter Brut, deshalb nutzt man die Gelegenheit, dass die Völker im Winter brutfrei sind. Nach dieser Winterbehandlung werden die Stöcke erst Ende Februar wieder geöffnet.